Mehr Mortal Gods – Mehr Spiele!
Ursprünglich hatte ich diesen Artikel nur als Beitrag auf dem Hobbyforum tabletopwelt.de verfasst, aber Dennis fand, dass es sich ganz gut machen würde, wenn wir auch mal zeigen, dass wir nicht nur Artikel schreiben, sondern auch tatsächlich spielen!
Daher bitte ich die laienhafte Präsentation nachzusehen, die nächsten Zusammenfassungen zu den Spielen werde ich etwas hochwertiger gestalten. Mein Gegner war kein Geringerer als Martin, den ich schon seit über 20 Jahren kenne und unsere Wege haben sich schon so manche Mal am Spieltisch gekreuzt.
Erstes Spiel - Der Preis
Ich war wieder zu Gast beim Rhein Main Tabletopclub e.V. in Nidderau und habe wie erwähnt gegen Martin gespielt. Dieser hatte bei der umfangreicheren Demo letztes Mal so viel Spaß gehabt, dass er seit dem letzten Mal quasi einmal das ganze Spiel in Stücken eingekauft hat und seine kürzlich bemalten Athener ins Feld führte. Martin malte wie eine Maschine und ich will Euch den Schnappschuss seiner Athener nicht vorenthalten, die er in weniger als einem Monat bemalte:
Athener...sammeln!
Die Athener stellten sich folgend zusammen:
- 55 Athenischer Lochagos (der große Held), mittlere Rüstung
- 45 Athenischer Promachis (der kleine Held), mittlere Rüstung
- 30 Iatros (Heiler), mittlere Rüstung
- 43 Athenische Hopliten
- 43 Athenische Hopliten
- 40 Veteran Toxotes (Bogenschütze)
- 42 Athenische Marine Toxotai (Bogenschützen)
Gesamt, 298 Punkte.
Normalerweise sind schwer gerüstete Truppen recht langsam, aber die Athener sind von Haus aus bereits etwas schneller und haben eine eigene Sonderregel "Inspire", womit sie athenischen Truppen 1W6 Bewegung zusätzlich verleihen können.
Ich selbst verwendete die Aufstellung der Thebaner, die Martin letztes Mal im größeren Demospiel befehligt hatte. Im Grunde genommen spielte ich hier mit dem allgemeinen, griechischen Kartenset, aber ich denke, ich habe es hinbekommen ihnen den gewissen thebanischen Flair zu verleihen:
- 65 Lochagos, schwere Rüstung
- 5 Weapons Master (kann einmalig einen weiteren Angriff ausführen, als ob man einen Overkillbonus erzielt hätte)
- 45 Promachos, mittlere Rüstung
- 45 Veteran der Hopliten
- 40 Erfahrene Peripoloi (die schwächer gerüstete Variante der Hopliten)
- 35 Peripoloi
- 32 Sphed…sssphh….Schleuderer
- 32 Schleuderer
Gesamt, 299 Punkte
Die Platzierung der Geländestücke überließen wir einem Clubmitglied, um eine gewisse Zufälligkeit und Fairness zu gewährleisten. Am Ende kam dabei eine ungefähr kreisrunde Lichtung heraus.
Als Aufstellungszone erwürfelten wir ein "X", wobei die seitlichen Viertel jeweils Aufstellungszonen waren und das Missionsziel aus dem Szenario "der Preis" direkt in der Mitte aufgestellt wurde.
Ich habe mit dem Szenario "Der Preis" so meine Probleme. Nicht, weil ich es nicht spielen kann, sondern weil ich denke, dass es regeltechnisch etwas nachgebessert werden muss. Ziel ist es das Objekt in der Mitte aufzunehmen und damit bis zum Ende der fünften Runde zu überleben. Allerdings gibt es da ein Problem: die Regel für Anführer. Erschlägt man nämlich den gegnerischen Anführer, so ist dies ein Schnellsieg, es sei denn, der Gegner hat ein weiteres Modell mit der Regel "Leader" im Gepäck, auf den das Kommando übergehen kann.
Warum ich dieses Szenario so gut kenne? Ich benutze es für die Demos zur Spielvorstellung, habe es allerdings aus besagtem Grund angepasst. Um ehrlich zu sein, habe noch nie gesehen, dass eine Partie mit diesem Szenario die fünfte Runde erreicht hat. Für die Demo habe ich das Ganze auf zwei Spielzüge reduziert und ich glaube, für das vollwertige Spie reduziere ich die Rundenzahl künftig auf drei. Das erzeugt ungehörig viel Handlungsdruck bei den Spielern, so dass man sich primär um das Missionsziel kümmern muss und nicht um die gegnerischen Helden.
Aber gut, dachte ich mir, Martin würde so seine Athener besser kennenlernen und als Warmspielpartie war es okay.
Die Truppen bezogen folgende Stellungen:
- Martin hatte seinen Helden sehr weit links aufgestellt. Da ich selbst schon Mal dieses Lehrgeld gezahlt hatte, war es meine Hoffnung ihn dort wegzulocken. Die Helden in Mortal Gods sind verdammt gut, aber nicht so gut, dass sie ohne ihre Truppen zurechtkommen.
- Daneben stand das Hauptproblem bei der großen, freien Fläche - wie ein verdammtes Stachelschwein, dass nur darauf wartete seine spitzen Geschosse über das ganze Feld abzufeuern, lauerten dort die Athener Bogenschützen. Diese sind mittelschwer gerüstet und können somit Befehle und Angriffsboni erhalten, was bei normalen, leicht gerüsteten Bogenschützen nicht möglich ist. Auch erhielten sie durch den in der Nähe stehenden Veteranen einen zusätzlichen Angriffswürfel sowie einen weiteren, durch die erhöhte Position, was sie von vornherein auf fünf Würfel brachte…
- Der Veteran selbst war auch nicht zu verachten. Ihm zur Seite stand ein weiterer Held, der Heiler. Wenn dieses Modell in Basekontakt mit anderen Modellen kommt wird gewürfelt und je nach Ergebnis wird eine Anzahl Lebenspunkte geheilt. Dies funktioniert allerdings nur bei angeschlagenen Truppen, Tote können nicht wiedererweckt werden – dafür gibt es eine andere Fraktion.
- Das Zentrum bildeten die Hopliten. Ich war mir ziemlich sicher, dass Martin diese nach vorne marschieren lassen würde, um das Missionsziel aufs Korn zu nehmen und um meine Schleuderer anzugreifen. Durch die schnelle Bewegung der Athener war recht wahrscheinlich. Diese erhielten wiederum Hilfe vom Promachos, der für sich genommen ebenfalls ein ziemlich guter Nahkämpfer ist.
Drohend stellte sich die elitäre Athener Schlachtlinie auf...
...während die Thebaner einen Weg suchten den feindlichen Pfeilen zu entgehen
- Von meiner Seite aus hatte ich einen ganz guten Plan. Der Anführer sollte zunächst die mittleren Nahkämpfer um die Felsen und den Wald herumschicken.
- Um nicht sofort wie ein Nadelkissen auszusehen, hatte ich meine Truppen weitestgehend hinter den Felsformationen versteckt. Es ging darum möglichst unbeschadet die Flanke zu erreichen.
- Der Veteran sollte sich selbst nach vorne bewegen und anschließend den Peripoloi mit seiner Sonderregel „Order the Charge“ einen Angriffsbefehl geben. Wenn die Peripoloi zuvor noch einen Bewegungsbefehl vom Anführer erhalten würden, konnte ich so bei idealem Verlauf satte 21 Zoll zurücklegen.
- Die Schleuderer hingegen dienten als Köder. Ich wusste, dass sie nicht viel taugen würden, doch ich war mir sicher, dass Martin den Köder schlucken würde - sie waren einfach zu leichte Opfer im Nahkampf.
- Aus diesem Grund hielt ich meine Veteranen der Peripoloi hinter dem Wald in Deckung. So sollte eine böse Überraschung auf jeden warten, der sich mit den Schleuderern anlegte.
Wenn ich das jetzt sage, nehme ich wohl einiges an Spannung aus der Zusammenfassung, aber irgendwie ist es nötig – Martin schaffte es sogar mein eigenes Würfelpech zu unterbieten. Seine Angriffe trafen zwar ordentlich, doch die vorgesehenen Opfer spürten es nicht. Martin schaffte es schlichtweg nicht Verwundungen zu erzielen, weshalb ich irgendwann dazu überging meine Aktionen aufzusparen und auf die natürliche Rüstung der Truppen vertraute.
Also, was soll ich sagen? Mein Plan ging ganz gut auf. Der Anführer erteilte den Bewegungsbefehl an den Trupp Peripoloi, welche sich anschließend mit der eigenen Bewegung weiterbewegten. Im Anschluss zog ich den Veteranen nach, womit ich den Befehl zum Angriff erteilte und mir den Athener Lochagos vorknöpfen konnte.
Es gelang mir doch tatsächlich auf diese Weise seinem Anführer alle Aktivierungen aus dem Kreuz zu leiern. Er hatte zwar einen meiner Männer getötet, im Gegenzug dafür aber selbst gleich drei Verwundungen erlitten. Zudem hielt ich den Promachos und den Veteranen stets in der Nähe, um von deren Boni profitieren zu können.
Die Athener hatten indes das Missionsziel erreicht. Ich glaube, es wäre nun am besten gewesen es außer Reichweite zu bewegen, so dass ich unmöglich rankommen und es erobern könnte, aber habe ich bereits meinen Köder erwähnt?
Martin tat was sein Naturell ihm vorgab und bewegte sich schnurstracks auf die Schleuderer zu. Da sein Anführer nach dem blutigen Handgemenge nur noch zwei Lebenspunkte hatte, zog er seinen Heiler heran und versuchte diesen aufzupäppeln, was aber misslang - danach habe ich beschlossen Martin ins Bootcamp zu schicken, um zu lernen "wie man Sechsen Würfelt".
WOLOLOOOO!
Das Übel spitzte sich für Martin zu, als der Veteran nach vorne preschte, um auch dem Heiler den Gar aus zu machen. Prompt verpatzen die Bogenschützen ihren Couragetest und blieben in hauchdünnem Abstand zur Spielfeldkante stehen. Wären es leicht gerüstete Bogenschützen, wären sie vom Feld geflohen, da sich diese acht Zoll anstatt sieben bewegen.
Es kam wie es kommen musste: Mein kleiner Held ergriff die Gelegenheit nun beim Schopf und schickte den Athener Helden zum Hades. Gegen Ende der dritten Runde war das Spiel somit entschieden.
MALAKA!
Alles in Allem hatten wir dennoch viel Spaß und was lachten wir (und auch alle anderen, die zusahen) immer wieder über Martins verpatzte Verwundungswürfe.
Der erhoffte Gummibandeffekt hatte meinerseits gut funktiniert, aber es muss schon einiges zusammenspielen, um dieses Kunststück zu vollführen. Als hässliche Überraschung taugt er jedoch allemal. Der athenische Bonus für Inspire unterscheidet sich von dem der allgemeinen Griechen, die dafür eine Attacke zusätzlich kriegen. Ich glaube, in Missionen mit Missionszielen hat der athenische Bonus mehr Nutzen, im direkten Schlagabtausch macht die zusätzliche Attacke des allgemeinen Inspire Bonus aber mehr aus.
Zweites Spiel - Heilige Stätten
Nachdem ich Martin erklärt hatte, dass ich das Szenario generell für verbesserungswürdig hielt, bat er mich diesmal eines auszuwählen und nicht zufällig zu würfeln. Ich entschied mich für „Heilige Stätten“. Bei diesem Szenario werden vier Missionsziele auf dem Feld platziert, die im Prinzip sechs Zoll von den Ecken des Spielfelds wegstehen, auch wenn es im Regelbuch etwas komplizierter erklärt ist, was schlichtweg dem Umstand geschuldet ist, dass man nicht immer auf einem 90x90cm großen Feld spielt, sondern es auch größer sein kann. Für jedes Missionsziel, dass man am Ende einer Runde kontrolliert, kriegt man einen Punkt und wer am Ende der fünften Runde die meisten Punkte hat, gewinnt.
Da wir einen schönen Spielfluss hatten, haben wir verpennt mehr Bilder zu knipsen, aber ich glaube, ich kriege den wichtigen Teil noch ganz gut zusammen. Als Aufstellungszonen erwürfelten wir diesmal Hälften. Martin, der mit seinen Bogenschützen wieder eine Erhöhung suchte, um die Boni ausschöpfen zu können, konnte große Teile des Feldes überblicken, aber nicht alle. Das Gelände war wieder von einem Unbeteiligten zufällig aufgestellt worden.
Die Bogenschützen und der Veteran waren bereit wieder alles mit Pfeilen zu spicken
Besonders zu Beginn stellte ich mich grade so außerhalb der Reichweite der Bogenschützen auf und bewegte meine Truppen eher über Befehle, damit ich sichergehen konnte, diese heil bis zum Missionsziel 1 zu bringen. Ich hatte vor, mir dort den Weg freizukämpfen und bei den Missionszielen 2 und 3 einfach auszuharren, da sie sich eh bereits unter meiner Kontrolle befanden.
Während die Missionsziele 2 und 4 weitestgehend unbehelligt blieben, tobten bei 1 und 3 erbitterte Kämpfe. Die Peripoloi und ein Trupp Schleuderer schafften es sage und schreibe bis zum Ende der vierten Runde auszuharren, bevor sie endgültig von den Hopliten und dem Athener Anführer aufgerieben wurden. Die Schleuderer hatten diesmal ganze Arbeit geleistet. Nicht nur, dass sie dem Anführer rotzfrech zwei Lebenspunkte abgezwackt hatten, sie brachten die Athener auch um wertvolle Aktivierungen, was das Geschehen an dieser Stelle lange hinauszögern konnte.
Bei 1 hingegen tobte ein wahres Blutbad. Mein Thebanischer Held schaffte es den Heiler recht früh auszuschalten und dennoch außer Sichtweite der Bogenschützen zu bleiben, die den Wald mit Argusaugen im Blick hatten.
Wir konnten mit Fug und Recht behaupten, dass wir einander nichts schenkten. Der Wendepunkt kam, als Martin es schaffte meinen Veteranen auszuschalten. Somit war 1 eine Runde lang in seiner Hand und ich konnte dafür keinen Punkt abkassieren.
Haudraufos schlug zu und entledigte sich des Veteranen
Ich schaffte es zwar seinen Promachos nach und nach wieder zurückzudrängen, doch der Schaden war bereits angerichtet. Der wertvolle Punkt blieb auf der Strecke und Martin sackte ihn ein an meiner statt ein. Außerdem hatte er mittlerweile erkannt, dass es mehr Sinn machte die Missionsziele zu erobern, als sich auf die Scharmützel zu konzentrieren.
An diesem Punkt konnte er auch die wahre Stärke der Athener ausspielen: ihre rasende Geschwindigkeit. Mit der Inspire Regel erlangten sich zusätzlich Schwung, was die Hopliten so nah an die Schleuderer bei 2 heranbrachte, dass sie sie ohne Probleme angreifen konnten. Als einer von ihnen fiel, nahmen die anderen zwei die Beine in die Hand und flohen vom Feld.
Zwischenzeitlich hatte sich Martin darauf besonnen 4 einzunehmen, da er 3 nicht mehr kriegen konnte. Zum Glück hatte ich bei 1 zuvor noch seinen kleinen Helden zurückdrängen können, denn so erlangte ich in der letzten Runde noch einen Punkt, um das Unentschieden zu sichern, obwohl es zuvor eine ganze Weile so ausgesehen hatte, als würde ich das Spiel problemlos heimfahren.
Besonders der Verlust des Veteranen in der vierten Runde hatte das Spiel gedreht. Hier hatte Martin seinerseits einen Punkt einfahren können, was mir schlussendlich den Sieg raubte und das Unentschieden erzwang. Das zweite Spiel hatte mir großen Freude bereite, da jedem Zug mit Spannung gefüllt war.
Möchtet Ihr weitere Spielberichte zu Mortal Gods sehen? Dann lasst es uns wissen!
Viele Grüße aus dem Chaosbunker
Dino
Kommentar verfassen