Oldhammer – eine Vorstellung
Nostalgie ist etwas, das einem häufig begegnet. Ob man sich z.B. für alte Spielekonsolen aus seiner Jugend oder die Autos mit denen man aufgewachsen ist begeistert (das Auto von euren Vätern, Onkeln, oder die Supersportwagen aus den Motorsportmagazinen). Und dieses Phänomen gibt es eben auch im Tabletop. Natürlich nicht nur bei Warhammer und seinen Nebensystemen, aber in diesem Fall ist Oldhammer wirklich ein Begriff.
Ähnlich wie Oldtimer oder andere "Vintage"-Sammelhobbies, ist die Auswahl recht breit. Manche Ziele oder Projekte sind einfacher realisierbar als andere. Zum Beispiel ist die Sammelleidenschaft meines Schwagers für klassische Nintendo Systeme mit den Originalspielen (und eben nicht auf retropie zu setzen) was ganz anderes, als ein Ferrari F-40 oder Lamborghini Countach der im Jugend-/Kinderzimmer als Poster an der Wand hing. Aber da mir z.B. der Platz und die Zeit fehlt, mir ein Projekt wie einen BMW E30 325i anzulachen oder die 100.000 EUR für einen echten Schwimmwagen, bleibe ich bei den Tabletopsystemen meiner Jugend. Ich hatte 2016 schon einmal über Oldhammer geschrieben, als Teil des damaligen Sweetwater / Tactica Wettbewerb.
Dabei ist der Begriff Oldhammer allerdings nicht ganz klar definiert. Abhängig davon, mit wem man über was spricht, z.B. Warhammer Fantasy Battles (WHFB) oder Rogue Trader (RT) / 40.000 (40k), sind die umfassten Zeitabschnitte etwas verschoben. Der harte Kern der Oldhammer Gruppe definiert Oldhammer als alles zwischen 1972 und 1992. Nach der Definition wäre nur Rogue Trader Oldhammer, und alles danach, also alle offiziellen Warhammer 40.000 Veröffentlichungen nicht abgedeckt. Manche der (späteren) Erscheinungen aus dem Zeitraum wird Midhammer genannt. Da aber manche der Modelle der Editionen der 90er Jahre, selbst erst in den frühen 90ern und teils 80ern stammen, wird Oldhammer auch teils als alles was vor 2000 erschienen ist, Ich würde mich auch der Definition anschließen, da man so von ca. 20 Jahren und älter spricht, ähnlich wie bei Old- und Youngtimern, bei denen die Definition auch 30 bzw. 20 Jahre und älter sind.
Bei alten Games Workshop Modellen ist die Frage des Preises klar abhängig davon, wonach man sucht. Eine klassische Space Marine Armee aufzubauen, ist deutlich einfacher und vergleichsweise günstig, da es früher schon viele Spieler gab und entsprechend viele Bestände noch da sind. Wobei hier natürlich auch innerhalb des Sammelgebiets Abstufungen zu machen sind, so ist ein Ordenspriester auf Bike was anderes als ein normaler Space Marine mit Bolter. Gleiches gilt natürlich auch für die anderen Systeme, da sind Waldelfen schon exotischer als bspw. Imperium. Und so verhält es sich auch bei den Nebensystemen, ein klassisches Blood Bowl Team ist weniger selten als eine Battlefleet Gothic Flotte (obgleich nicht wirklich ein Oldhammer System). Aber warum möchte ich jetzt Geld für Miniaturen ausgeben, die 20 Jahre und älter sind? Dann auch noch primär aus Zinn sind und es nur wenige Plastikbausätze gab, die in der Regel deutlich weniger Details haben, als die neueren Bausätze?
Nun, mein erster Kontakt mit dem Hobby war 1995/96. Mein erstes Spiel war die 3. Edition von Blood Bowl, die ich damals zu Weihnachten erhielt. Es war ein in sich geschlossenes Set und günstiger als die anderen Systeme, damit auch weniger Risiko, da meine Eltern sich damals nicht sicher waren, ob ich da bei bleibe. Mein erster White Dwwarf die deutsche Ausgabe #11 (Aug/Sep' 96), und kein Vergleich zu den englischen Ausgaben. Aber ich war infiziert. Meine allererste Miniatur war ein Blood Angels Sergeant, den ich für 12 DM im Kölner Games Workshop gekauft und direkt im Laden bemalt habe. Die Modelle haben etwas ehrliches. Sie sind gut modelliert und daher dankbar zu bemalen, mit ihren überzeichneten Details und unverkennbaren Stil, der durch Namen wie Perry, Goodwin, Morisson und Co geprägt wurde. Auch das Artwork von Gibbons, Blanche und England spielen hier eine ganz große Rolle, ebenso wie der von McVey geprägte Stil der 'Eavy Metal Bemalung.
Meine erste richtige Armee waren Eldar in der 2. Edition von Warhammer 40.000. Die Edition wurde von 1993 bis 1998 angeboten (auf Deutsch erst 1994). Ich habe mir im Herbst 1997 von meinem eigenen Geld die Grundbox gekauft und war damals darauf auch sehr stolz. Warum hatte ich mich fü Eldar und keine der beiden Starterarmeen entschieden? Nun, zum einen spielte gefühlt jeder Space Marines und Orks als Massenarmee waren für einen gerade erst Teenager ein zu teures Projekt. Ich hatte mich daher für eine "Elitearmee" mit punktintensiven Einheiten entschieden, da ich dafür weniger Modelle brauchte und das zum einen günstiger aber auch schneller bemalt war. Die alten Blister der Aspektkrieger hatten in der Regel genügend Modelle um direkt regelkonform als Einheit aufgestellt zu werden. Die Einheiten waren 3 bis 7 Modelle groß und die Blister deckten üblicherweise 3 bis 5 Modelle ab. So hatte ich dann Schwarze Khaindar, Kriegsfalken, ein paar Gardisten, Jetbikes und eine Viper, und durch den 50 DM Gutschein den es als Boni für das White Dwarf Abo gab auch meinen ersten Panzer, einen Falcon. Damals ein sensationell neuer Plastikbausatz, mit geschwungenen Formen was ganz anderes als die Imperialen Panzer. Ich habe sogar noch ein Bild gefunden aus einem der Spiele die wir damals gespielt haben. Tja, das waren die Anfänge der digitalen Photographie, daher entsprechend dürftige Bildqualität.
Die 2. Edition von Warhammer 40.000 war auch kein Großschlachtensystem. Es war auf Trupp / Zugebene ausgelegt, mit etwa 20 bis 50 Modellen pro Seite und nur wenigen Fahrzeugen, wenn überhaupt. Das war auch etwas, was mich angesprochen hat, als vor ein paar Jahren Bolt Action erschienen ist. Es hatte diesen 2. Edi 40k Flair. Und das macht dann auch ein Retro Oldhammer Projekt deutlich zugängiger als z.B. Herohammer. Man braucht nämlich gar nicht so viele Modelle für eine "normale", spielbare Armee. Das was heute in den Getting Started Boxen verkauft wird, war früher schon mal eine ganze Armee.
(Bilder aus den Citadel Katalogen von 1992 und 1993, Quelle SoLegends)
Es gab damals auch noch keine Armeeorganisationsbögen. Man hatte drei Kategorien aus denen man seine Armee zusammengestellt hat, Charaktere, Einheiten und Unterstützung. Abhängig von dem jeweiligen Codex konnten hier die Aufteilungen etwas variieren, aber normalerweise musste man mindestens 25% der Punkte in Einheiten stecken und maximal 50% in Charaktere oder Unterstützung. Man konnte seine Helden und Charaktere mit Ausrüstungsgegenständen ausstatten, es gab viele Karten in unterschiedlichen Größen auf dem Spieltisch und auch Missionskarten, die verdeckt gezogen wurden und nur dem jeweiligen Spieler bekannt waren. Es spielte sich recht anders als Rogue Trader, aber das war auch nochmal eine Zeit vor meiner. Ich weiß hier primär, dass es rollenspiellastiger war verglichen mit den neueren Editionen.
Mit Oldhammer anzufangen ist auch gar nicht so teuer oder schwierig. Abhängig davon, wie tief man einsteigen möchte, reicht einem erst einmal die Grundbox bzw. die drei Bücher und das Codex Armeelisten Heft. Wer selbst noch nicht die 2. Edition gespielt hat, aber Shadow War Armageddon, konnte sich schon einen recht guten Eindruck von den Regeln machen. Ich habe mir auch vor Jahren die Erweiterungen / Codices der 2. Edition gesichert. Verglichen mit den Büchern der 3. und 4. Edition ist hier der Hintergrund / Fluff noch deutlich ausführlicher. Die alten Codices sind in der Regel zwischen 8 bis 15 EUR erhältlich, wobei manche wie z.B. Tyraniden oder Adeptus Sororitas schon seltener sind. Und davon eine vollständige Weltenbrand Erweiterung zu haben, sprechen wir besser gar nicht.
Nächste Woche werde ich passend hier zu ein 2. Editions Projekt vorstellen, aber das mache ich nicht alleine, ich habe hier etwas Unterstützung von einem guten Freund, der selbst ein Rogue Trader / 2. Edition Projekt begonnen hat und wir werden uns dazu äußern, was uns hier vorschwebt. Ich hoffe euch hat der kurze Ausflug in die Vergangenheit gefallen und ihr kommt bald wieder.
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