Reise in die Vergangenheit – das erste Mal in der Warhammer World
Ostersonntag, 4. April 1999. Das war für mich das erste Mal in den "heiligen Hallen" der Warhammer World in Nottingham. Der erste Besuch in der Ausstellung und Ladenlokal im "neuen" (ja, damals war das noch neu) Games Workshop Hauptquarter im Stadtteil Lenton, wo sie bis heute ansässig sind.
Aber wie bin ich damals mit gerade mal 15 Jahren aus dem Rheinland in die britischen Midlands gekommen? Mein Vater hat uns auf eine Englandreise eingepackt, dort das eine oder andere Stadion in und um London besucht und wollte auch noch in Nottingham einen Abstecher machen. Denn die Stadt und der Club hatten ihm gefallen. Ein paar Jahre zuvor war er beim UEFA Pokal Viertelfinalrückspiel mit dem FC Bayern gegen Forest FC in Nottingham. Und welch glücklicher Zufall, dass es in Nottingham noch mehr als nur zwei Fussballclubs gibt. Heute ist es dann anders herum, wenn ich in Nottingham bin, mache ich in der Regel einen Abstecher am City Ground Stadion und schaue nach einem Mitbringsel für ihn.
Während des Aufräumens im Hobbybunker bin ich dann über die Tickets gestolpert, die es damals für die Ausstellung gab und möchte euch daher heute auf eine kleine Reise in die Vergangenheit mitnehmen. Es gab damals zwei Tickets, eines für Spieler was ein paar Pfund gekostet hat und eines für die Squigtreiber (so hießen die Tickets zumindest zum Games Day, wenn Eltern ihre minderjährigen Kinder begleitet haben), die kostenfrei waren und für die Begleitpersonen der jugendlichen Hobbyisten gedacht waren.
Im Erdgeschoss gab es ein Ladenlokal, welches neben dem normalen Sortiment (was doch recht anders war damals) einiges an Merchandise und Sondersachen geführt hat. Ich erinnere mich an einen großen T-Shirt-Ständer in in der Mitte, die Chaos und imperiale Motive hatten, und es gab auch ein paar legendäre Modelle. Ich meine dort eine Box mit acht Zwergenabenteurern in einem Set gesehen hat zu haben (möglicherweise auch mit irgendwas überzogen, aber da könnte meine Erinnerung falsch licken). Das interessanteste für mich war die Gießkabine, in der direkt im Laden Teile und Modelle gegossen wurden, wenn etwas mal nicht auf Lager war. Es gab damals auch die Möglichkeit Bits zu kaufen. Aber da war ich erst knappe 2 Jahre im Hobby, alles in fremder Währung und dann die vielen neuen Eindrücke, da war das nicht mein erster Gedanke mir Sonderteile zu bestellen.
Die Treppe hoch war die Ausstellung bzw. das Museum, mit zahlreichen großen Dioramen und alten Miniaturen. Die Tour wurde von einem Games Workshop Mitarbeiter geführt und ich erinnere mich das direkt rechts die Tür rein ein kompletter Space Marine Orden statt, die Ultramarines. Die Vorzeigejungs für Games Workshop und die Marke Warhammer.
Mir ging es dabei weniger um die Space Marines, aber die Menge so viele auf einen Schlag zu sehen war doch imposant. Aber es wurde noch besser, der GW Mitarbeiter hat das Thunderhawk hochgehoben und gefragt ob ich es mal halten möchte. Das Teil war komplett aus Zinn, unfassbar massiv und aus meiner damaligen Perspektive einfach unbezahlbar. Das Modell kam 1997 heraus, als wirkliches Sonder-sonder-spezialmodell und kostete 400 GBP (bzw. den korrekten Betrag von 40.000 Pence), aber das hatte auch nur die englische Kundschaft mitbekommen, schließlich wurde es im Citadel Journal 22 angekündigt und das war für mich als Teenager der schon Mühe hatte die deutschen White Dwarfs zu bekommen, echt eine andere Welt. Aber es gibt auf Youtube ein Video mit einem Unboxing des schweren Zinnklotz inkl. der wertigen Holzkiste.
Man wurde im Zickzack durch die Etage geführt und ich meine neben den Space Marines war noch was aufgebaut woran ich mich aber nicht im Detail erinnern kann. Hinten rechts war ein großes Diorama mit der Belagerung des Imperialen Palastes zu sehen. Ich habe hier jetzt nur die Bilder von der Rückseite des White Dwarfs gefunden, der Lexicanum Beitrag hat noch ein Bild. Das war zum damaligen Zeitpunkt wohl das größte / umfangreichste Diorama das Games Workshop hatte, mit den Imperial Fists und White Scars die den Palast verteidigen, mit der Unterstützung eines Warlord Titans gegen die Chaoslegionen (die ebenfalls einen Warlord Titan in die Schlacht führten). Der Lucius Pattern Warlord ist ungemein riesig, auf der anderen Seite der Wand gab es ein weiteres Warhammer 40.000 Diorama, Orks Drift oder das Massaker am Big Tooth River (weitere Bilder auf DakkaDakka). Ein riesiger Heizakult kämpft gegen die Imperiale Armee, Tallarner und Prätorianer wenn ich mich nicht irre. Die Orks hatten sogar einen riesige Stampfa. Die Schlacht gab es auf dem Games Day 1997 in Birmingham zu sehen.
Wenn man davor stand und sich dann umdrehte, stand man vor der Schlacht um Chateau d'Or. Dem Tisch zur Ladenkampagne, die damals zur Bewerbung der 5. Edition von Warhammer Fantasy gespielt wird. Die Bretonen hatten ein antikes Relikt in die alte Welt gebracht und die Echsenmenschen verließen Lustria um ihr Artefakt im Namen der Alten zurückzufordern. Ein paar Spieler konnten dabei eine Reise nach England gewinnen und dort die letzte Schlacht auf diesem Tisch austragen. Im deutschen White Dwarf Ausgabe 17 und 18 wurde die Schlacht beworben. Ich hatte auch schon ein Gespräch mit Jürgen von Krauthorn, und er könnte evtl. noch Bilder vom 1997er Games Day haben, der diesen Tisch zeigt.
Es gab dann noch ein paar Vitrinen mit alten Miniaturen aus der Foundry und Marauder-Zeit, dazu auch lebensgroße Requisiten und Kostüme, teilweise aus den frühen Warhammer Filmen bzw. Ladenwerbung. Die beiden Space Marines die auf den Tickets zu sehen waren, standen dort und auch ein Chaos Space Marine Berzerker. Darüber hinaus habe ich leider nicht zu viele Erinnerungen an die Ausstellung.
Neben den Tickets habe ich auch noch den Kassenbon von damals gefunden. Mein Vater hatte mir ein Space Marine Rhino für 10 GBP gekauft. Der damalige Wechselkurs an dem Tag lag bei 1 GBP = 2,9 Deutschen Mark oder etwa 1,45 EUR, ein guter Wechselkurs für Einkäufe im Vereinigten Königreich. Und da es einer der letzten Tage in England war, hatte mein Vater auch die Spendierhosen an, ausgegebenes Kleingeld musste nicht mehr mit Gebühren in D-Mark zurückgetauscht werden. Und wenn man überlegt das ein Rhino damals 40 Mark gekostet hat, war das schon ein guter Deal.
Die Verpackung des Rhino besitze ich sogar heute noch, und habe ich auch in einem meiner Oldhammer Artikel genauer betrachtet.
Mein Vater fragte mich daher nochmal, ob ich mir sicher bin, dass ich alles habe, was ich brauche. Also gingen wir noch mal rein und haben noch ein paar Sachen gekauft. Ich habe mir dort eine Hundemarke mit Khorne Symbol gekauft (hier aber die Kette durch ein Lederband ersetzt, da die Kette zum einen viel geklimpert hat aber auch die Marke ziemlich runtergeschliffen hat - Junge, ich hab das Teil lange getragen) von Bulldog Buckle / Battlegear (die hatten damals eine breite Auswahl an Ansteckern und Anhängern mit Warhammer Symbolen. Man findet sie manchmal auf eBay), dazu dann noch ein Titan Legion T-Shirt (auch das besitze ich noch, ich sollte evtl. mal Bilder meiner Wargaming T-Shirts machen). Und um dann noch eine ganz besondere Beziehung zu starten, eine Packung der Staatstruppen des Imperiums aus Kunststoff mit dem Armbrustschützenzusatz. Auch hier wieder Dank des Wechselkurses einen ziemlichen Schnapper gemacht.
Im Spielbereich, der damals deutlich einfacher ausgefallen ist als heute, sah es eher aus wie eine große Turnhalle mit pragmatisch gehaltenen Spieltischen. Es gab ein paar einfache Vitrinen, in denen weitere Kostüme lagen, darunter ein Blood Bowl Trikot und Ausrüstung. An den Wänden hingen große Banner, welche die Ladenlokale für die Games Days und für ihre Läden gemalt haben. Und wäre ich mir die Vitrinen und Banner ao anschaute, erkannte ich einen großen Mann neben mir - Jervis Johnson! Als Blood Bowl Fan der ersten Stunde (das war mein erstes Tabletop), musste ich mir ein Autogram besorgen. Er hatte mir eins der Troll Magazine die ich im Erdgeschoss bekommen hatte signiert mit Widmung. Es war echt ein interessantes Gespräch und hey, er ist Jervis "Jim" Johnson, das war echt cool. Ich habe das Heft sogar heute noch in meiner Sammlung.
Wem der Troll jetzt nichts sagt, kein Problem, hier eine kurze Erklärung. Das Heft wurde monatlich herausgegeben und deckte Sonderangebote der Mail Order ab. Im White Dwarf waren manchmal hinten Seiten abgedruckt, die das auch abdeckten. Üblicherweise hatte man hier die Möglichkeit Umbauten oder Themenarmeen aus der aktuellen White Dwarf Ausgabe zu kaufen, später war der Fokus eher auf Specialist Games. Ich hab euch das Heft mal abphotographiert.
Leider habe ich keine weiteren Bilder von der Reise, aber ich habe mich schon bei meiner Mutter erkundigt, ob sie von dem Tag vielleicht noch Photos hat, die würde ich dann nachreichen.
Das war also mein erster Besuch der Warhammer World vor mehr als 20 Jahren und es blieb nicht der letzte, wie ihr wahrscheinlich schon wisst. Ich habe die weiteren Folgebesuche hier auch auf dem Blog abgedeckt, wie z.B. 2004, als Zwischenstopp auf dem Rückweg von Schottland. Wie sieht's bei euch aus? Habt ihr noch Bilder von der Warhammer World bzw. dem Hauptquarter von damals? Oder vielleicht zusätzliche Informationen wie das Museumb bzw. die Ausstellung in den 90ern ausgesehen hat?
November 5th, 2020
Toller Artikel. Ich (vermutlich ähnlicher Jahrgang) habe damals bei einem England Besuch zwar nicht die Warhammer World (warum auch immer) sondern direkt die White Dwarf Redaktion irgendwo im Industriegebiet besucht. England war ja sowieso schon klasse wegen den Preisen und den vielen GW Ladenlokalen, aber das war für mich damals ein absolutes Highlight.